Der falsche Lord für die Lady
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Taschenbuch der falsche Lord

Mit dem Tod ihres Vaters verliert Lady Fiona nicht nur einen geliebten Menschen, sondern auch ihre Zukunftsaussichten. Widerwillig nimmt sich ihr Onkel der jungen Dame an und verfrachtet sie auf den Landsitz der Familie – dort soll aus dem wilden schottischen Mädchen unter der strengen Herrschaft der Countess eine passable Lady werden. Nach vielen Monaten in der Abgeschiedenheit überrascht Fionas Onkel sie plötzlich mit einer Reise nach London. Ist es ein Anlass zur Freude oder sollten ihr die bösen Vorahnungen eine Warnung sein?

 

Anthony genießt in ganz London einen zweifelhaften Ruf und verbringt seine Zeit in Boxclubs und einschlägigen Etablissements, gesellschaftliche Anlässe dagegen meidet er wie der Teufel das Weihwasser. Er steht grundsätzlich im Schatten seines erstgeborenen Zwillingsbruders und nun muss er sich auch noch um die junge Frau kümmern, die seinem Bruder als Braut vorgestellt werden soll, sobald dieser nach London zurückkehrt. Zweifellos wieder eines der perfiden Machtspielchen seines Vaters, des Earl Stourton, aber diesmal wird Anthony nicht nach dessen Regeln spielen …

Leseprobe von "Der falsche Lord für die Lady"

Kapitel 1

London, Chesterfield Gardens
April 1765
Anthony schüttelte energisch den Kopf, bereute das jedoch sofort. „I-ch brauche Sie nicht, B-enson. Ich komme allein zurecht.“ In seinem Nachtgewand hockte er auf der Bettkante und stierte vor sich hin. Schon das Aufsetzen hatte ihm einen leichten Schwindel bereitet und sein Magen revoltierte genauso wie sein Schädel. Das war gar nicht gut. Der Whiskykonsum der letzten Nacht sorgte noch immer für einen üblen Kopfschmerz, obwohl er sich bereits den ganzen Vormittag im Bett herumgewälzt hatte, doch seine Hoffnung, das dumpfe Hämmern würde von allein verschwinden, war vergebens gewesen. Nun war es fast Mittag und ein Blick aus dem Fenster hob seine Stimmung auch nicht gerade. Von der Sonne war nichts zu sehen, ein wolkenverhangener, düsterer Himmel spiegelte nur seine eigene beklagenswerte Verfassung wider.
Er widerte sich selbst an, wenn er so über die Stränge geschlagen hatte, und seit er vom Kontinent zurück war, wurde es immer schlimmer. Selbst in den längsten Nächten in Paris hatte er sich nicht so besinnungslos betrunken, wie es hier neuerdings immer wieder geschah.
Der Kammerdiener hatte das Zimmer noch immer nicht verlassen und stand nun neben der Tür. Er schien nicht recht zu wissen, was er nun tun sollte, und sah aus, als hielte er sich mit einer Hand am Türknauf fest, anstatt diese nun endlich von außen zu schließen. Schließlich räusperte er sich. „Mylord, ich serviere Ihnen gern ein Frühstück hier oben, denn im Salon diniert momentan der Earl, und vielleicht möchten Sie lieber nicht …“
„Nein, raus“, unterbrach Anthony den unverschämten Vorschlag. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Benson sich mit unbewegter Miene zurückzog. So eine Frechheit. Meinte er etwa, dass er seinem Vater in diesem Zustand nicht gegenübertreten könnte? Was erlaubte dieser Kerl sich, ihm vorzuschreiben, wo er sein Frühstück einnehmen sollte?
Anthony erhob sich schwerfällig und trat an den Waschtisch. An dieses Gewühl von Bediensteten hatte er sich in all den vergangenen Wochen nicht gewöhnen können. In Paris hatte er keinen Kammerdiener gebraucht, auch keinen Butler, keinen Kaminjungen und keinen anderen Lakaien. Da hatte es nur die Köchin gegeben, und das hatte vollkommen genügt.
Griesgrämig sah er in den Spiegel, und sein unrasiertes, verkatertes Selbst stierte mit leeren Augen zurück. War er das noch selbst? Wann hatte er sich verloren?
Bitterkeit sammelte sich in seiner Kehle und er wandte den Blick ab. Er wusste ganz genau, an welchem Tag und zu welcher Stunde Anthony Royston gestorben war und seit wann nur noch dieser seelenlose Körper herumlief.
Trocken lachte er auf. Wie pathetisch.
Vielleicht wurde er langsam verrückt, dass er solche wirren Vorstellungen hatte, wenn er sich selbst im Spiegel sah. Das klang ja beinahe wie in diesem Gruselgedicht von Thomas Gray. Tote stiegen aus ihren Gräbern auf. So weit war es also schon, dass er sich selbst als lebenden Toten bezeichnete.
Er sah sich mit kritischem Blick noch einmal im Spiegel an. Wenn er weiter dieses sinnlose, ausschweifende Leben führte, wäre es um seine geistige Gesundheit tatsächlich schon bald nicht mehr gut bestellt. Mit einem Schnauben schloss er die Augen. Es war eigentlich völlig gleich, ob er bei klarem Verstand war oder nicht. Er könnte auch auf der Stelle tot umfallen, auch das wäre völlig gleich. Niemandem würde es etwas ausmachen, am wenigsten ihm selbst.
Er tauchte das Leinentuch in das das lauwarme Wasser und wusch sich. Es sollte besser wie früher in Paris eiskalt sein, dann wäre er danach richtig wach. Dort hatte er bei seinem Onkel zumindest eine sinnvolle Beschäftigung gehabt, nicht diese Nutzlosigkeit und Leere, die er verspürte, seit er wieder in London war. Warum war er nur zurückgekehrt? Er schüttelte sich wie ein nasser Hund, um diese Gedanken zu vertreiben.
Eine Viertelstunde später stand er angekleidet oben an der Treppe und sah ein letztes Mal prüfend an sich hinunter. Ohne die Hilfe seines Kammerdieners konnte er doch nicht ganz sicher sein, dass er einigermaßen passabel aussah. Natürlich hatte er vergessen, die Schnallen an den Kniehosen zu schließen. Er seufzte auf. Da er inzwischen das Hemd mit den hochmodernen, aber fürchterlich unpraktischen Rüschen an den Ärmeln trug, geriet ihm der Stoff dauernd zwischen die Finger und er fummelte ewig mit den Schnallen herum. Schließlich hatte er es geschafft und richtete sich auf.
Er fuhr sich mit der Hand durch die ehemals kurzen Stoppeln, die inzwischen einige Inches gewachsen waren. Zumindest außer Haus konnte er zwar noch nicht auf die übliche Perücke verzichten, wenn er nicht aussehen wollte wie ein gerupftes Huhn, aber in Paris hätte er nicht einmal das Zimmer verlassen, ohne eine zu tragen. In dieser Angelegenheit waren die Franzosen eben doch rückständig, auch wenn sie viel darauf hielten, in Sachen Kleidung und Einrichtung in Europa den Ton anzugeben.
Noch einmal zog er an dem weißen Halstuch, das irgendwie immer zu eng war, egal wie locker er es band, und strich den schlichten blauen Gehrock glatt. Dann straffte er sich und ging langsam die Treppe hinab.
Schon vor der Tür zum Speiseraum hörte er, wie der Earl den Servierburschen zurechtstutzte. Er war versucht anzuklopfen, aber natürlich musste er das in seinem Elternhaus nicht. Was für eine abwegige Idee. Mit einem Seufzer trat er ein. Seine Kehle war eng und er war sicher, selbst einen belanglosen Gruß nicht flüssig über die Lippen zu bekommen, daher nickte er seinem Vater, dem Earl of Stourton, nur wortlos zu, um dann am entgegengesetzten Ende des langen Tisches Platz zu nehmen.
„Aha, wie schön, dass du auch schon herunterkommst.“
Er rang sich ein schräges Grinsen ab. Der Sarkasmus des Earls hatte früher auch mehr Schärfe gehabt. Überhaupt hatte sich in den vergangenen vier Jahren hier viel verändert. Nachdem seine kleine Schwester verstorben war, hatte die Countess sich ins Landhaus zurückgezogen. Es schien Anthony, als würden seine Eltern nur noch per Briefboten miteinander korrespondieren. Seine distanzierte und herrische Mutter vermisste er ganz sicher nicht. Aber ohne seine Schwester war es hier im Stadthaus jetzt noch viel leerer und dunkler geworden, als es ohnehin schon gewesen war.
„Ich muss dringend mit dir sprechen, mein Sohn“, riss der Earl ihn aus den trüben Gedanken.
Überrascht sah er auf. Das war eine ungewöhnliche Anrede. Nicht, dass sie sich seit seiner Rückkehr oft gesprochen hätten, aber „mein Sohn“ hatte der Earl ihn im ganzen Leben nur selten genannt. Mit fragendem Blick musterte er den Mann, der am anderen Ende der Tafel saß und normalerweise nur selten ein nettes Wort für seinen zweitgeborenen Sohn übrig hatte.
Der Earl kaute auf einem Stück Braten herum und fuhr mit vollem Mund unbeirrt fort. „Wir sollten gleich, wenn du gegessen hast, in die Bibliothek gehen, es gibt wichtige Angelegenheiten, die die Zukunft der Familie betreffen.“
Anthony wurde noch ein wenig übler, als ihm aufgrund des Whiskys der vergangenen Nacht ohnehin schon war. Dieses Gespräch hatte er bereits seit seiner Rückkehr aus Paris erwartet, und nun wollte er es endlich hinter sich bringen.
Aber was trug der Earl dabei für einen seltsamen Gesichtsausdruck? Er sah aus wie die gelbe Katze der Köchin, wenn sie einen Löffel Sahne bekommen hatte. Warum schien er heute Morgen, nein, es war ja bereits Mittag, so exzellent gelaunt? Das konnte wohl kaum etwas Gutes bedeuten. Der Earl hatte es schon immer besonders genossen, wenn er Familienmitglieder und Angestellte wie Schachfiguren nach seinen Vorstellungen herumschieben konnte. Nun war augenscheinlich etwas geschehen, das ihm die Möglichkeit gab, wieder jemanden zu manipulieren. Er biss die Zähne zusammen und wandte den Blick ab.
„W-wi-hir k-k…“ Er presste einen Moment die Lippen zusammen, holte noch einmal Luft und würgte die Silben krampfhaft hervor, „… k-önnen das durchaus a-auch sofort e-erledigen, M-m-ylord.“
Er hasste es, dass schon allein die Anwesenheit des Earls ihn wieder so weit gebracht hatte, dass er kaum ein Wort flüssig sprechen konnte. Auch wenn es in den letzten Jahren deutlich weniger geworden war, brachte die Stotterei ihn immer wieder dazu, sich minderwertig und dumm zu fühlen. Seinem Vater gegenüber war es besonders schlimm, während er mit Freunden durchaus fast normal sprechen konnte. Der Blick des Earls verriet auch sofort, wie sehr dieser das Herumgestottere hasste.
Am liebsten hätte er gar nichts mehr gesagt, nur um diesem vernichtenden Starren zu entkommen, aber es hatte keinen Zweck. Er räusperte sich und fixierte seinen Teller. Wenn er den Earl nicht ansehen musste, war das Sprechen deutlich leichter, auch wenn dann immer wieder die Bemerkung kam, wie furchtbar unhöflich das war.
„I-i-ih-ich kann dieses G-geh-espräch a-auch auf nüchternen Magen führen, wenn eeh-es denn nötig ist.“
Als ob er jetzt noch Lust auf Frühstück hätte!
„Gut, dann lass uns direkt hier reden. Komm herüber und setz dich neben mich, dann kann ich dich wenigstens richtig anschauen.“
Die körperliche Distanz, die der lange Tisch zwischen ihn und den Earl brachte, hatte er bisher immer als sehr passend und angenehm empfunden. Je näher er ihm körperlich kommen musste, desto mehr krampfte sein Magen sich stets zusammen. Trotzdem trat Anthony widerwillig um die Tafel herum und stellte sich neben dem Earl auf. Im Stehen erschien die Tirade, die nun folgen würde, irgendwie leichter zu ertragen. Der Servierbursche huschte dienstbeflissen herum und beschäftigte sich damit, Anthonys Gedeck auf den neuen Platz umzuräumen.
„Lass das, du kannst jetzt gehen.“
Anthony fuhr zusammen, als der Earl den Jungen in einem scharfen Ton hinausschickte. Einen Moment lang hatte er sich angesprochen gefühlt, denn das war der Ton, den er kannte und gewöhnt war. Die überschwänglich freundliche Ausdrucksweise, die der Earl heute für ihn verwendete, hatte er sonst nur für seinen älteren Bruder reserviert, den erstgeborenen Zwilling.
„Nun setz dich doch, Ant. Du stehst ja da, als hätte es dir in den Whisky geregnet.“
Der Earl grinste ihn breit an und er war versucht, ihm endlich einmal zu sagen, wie sehr er es hasste, dass er seinen Namen nie ganz aussprach. Als könnte er sich nicht die Zeit nehmen, als wäre es nicht wichtig genug, ihn Anthony zu nennen. Seine Übelkeit wurde schlimmer und er nahm schweigend Platz, um sich nicht weiter mit überflüssigen Worten zu quälen.
„Es ist ja schließlich ein freudiges Ereignis, das wir hoffentlich bald feiern wollen. Du solltest dich für deinen Bruder freuen und nicht aus der Wäsche schauen, als wäre die Hochzeit ein Unglück.“
Anthonys Atem stockte und er musterte den Earl aus schmalen Augen. Was für eine Hochzeit? Er hatte ja sicher viel verpasst in den vergangenen Jahren, aber dass es eine Hochzeit geben sollte, das überraschte ihn wirklich.
„Greg ist ja nun schon seit einem Dreivierteljahr Witwer, und daher hat die Familie noch immer keinen Erben“, erklärte der Earl mit anklagendem Unterton.
Anthony starrte auf die dunkle Tischplatte und wartete ab.
„Das kann natürlich so nicht weitergehen. Ich habe ihm schon nahegelegt, sich wieder nach einer passenden Frau umzusehen, aber das hat ihn sehr verärgert.“
Nun musste Anthony unvermittelt lachen. Einerseits darüber, dass es für den Earl außer Frage stand, dass die Zeugung eines Erben Gregs Hauptaufgabe war. Aber vor allem war ihm völlig klar, wie sein Bruder auf den Vorschlag des Earls reagiert haben musste. Gregory hatte seine Ehefrau bei einem katastrophalen Unfall verloren, bei dem er auch selbst schwere Verletzungen davongetragen hatte. Aus den Briefen seines Bruders wusste er, dass er trotz aller ärztlicher Kunst einen großen Teil des vergangenen Jahres im Krankenbett verbracht hatte. Auch nachdem er endlich wieder halbwegs genesen war, hatte Gregory sich von der Außenwelt zurückgezogen und sein Anwesen südlich von London nicht mehr verlassen. Zur Saison in die Stadt zu kommen, um sich eine neue Frau zu suchen, war sicher das Letzte, was er in absehbarer Zeit in Erwägung ziehen würde.
„Ja, und da er selbst nichts unternimmt, habe ich eine passende Ehefrau für ihn ausgesucht“, fuhr der Earl ungerührt fort.
Anthony hielt die Luft an. Himmel, das war ja wohl das Letzte! Warum konnte er Gregory nicht einfach in Ruhe lassen. Warum konnte er das nicht verstehen? „E-e-eher wird ni-cht …“, begann er, aber sein Vater ließ ihn wie so oft nicht ausreden.
„Deine Aufgabe wird es sein, ein Auge auf das Mädchen zu haben, solange Greg sich hier nicht sehen lässt. Wir müssen sie wieder in die Gesellschaft einführen, ehe er sie heiratet. In der Zwischenzeit darf sie natürlich nicht mit jedem dahergelaufenen Kerl verkehren, der eventuell mit ihr tanzen will. Daher wirst du in ihrer Nähe sein, um etwaige Verehrer zu verscheuchen und klarzumachen, dass sie bereits zur Familie gehört.“
Einen Moment lang starrte er seinen Vater verständnislos an. Da sein Bruder sich wohl kaum aus seinem selbstgewählten Exil nach London aufmachen würde, sollte er sich also nun um die Zukünftige kümmern? Groll stieg in ihm auf. Wieder sollte er der Lückenbüßer sein, zumindest solange der liebe Bräutigam selbst nicht kommen wollte.
Das war nicht neu, denn immer, wenn es galt, Gregorys Fehler auszubügeln, seine Jugendsünden zu vertuschen oder den Ruf des unfehlbaren älteren Zwillings zu schützen, war Anthony gut genug gewesen, in die Bresche zu springen. Schon oft war es hilfreich gewesen, dass sie sich äußerlich so sehr glichen. Es durfte nur nicht dazu kommen, dass er selbst etwas sagen musste, denn dann war jede Verwechslung natürlich ausgeschlossen. Er war trotz seines Widerwillens gegen dieses Verwechslungsspiel immer wieder bereit gewesen, für seinen Bruder einzuspringen, und nun stellte er ernüchtert fest, dass er auch dieses Mal tun würde, was der Earl verlangte.
Als er auf der Suche nach seinem alten Leben nach London zurückgekehrt war, war er sich bewusst gewesen, dass er sich den Manipulationen des Earls wieder würde fügen müssen. Er war bereit gewesen, diesen Preis zu zahlen, wenn er dafür die verfluchte Vergangenheit und den größten Fehler seines Daseins hinter sich lassen konnte. Der geplante Neubeginn schien ja nun gleich zu scheitern, denn wieder zog der Earl die Fäden in seinem Leben, wie er es schon immer getan hatte. Es sollte ihm eigentlich gleich sein, was sein Vater für seinen Bruder plante. Er selbst wäre wieder nur eine Marionette im Bühnenstück des Earls. Ernüchtert nickte er und ließ sich auf dem harten Stuhl nach hinten sinken.
„Du weißt ja, dass ich dieses Mädchen zu deiner Mutter nach Stourton Manor geschickt habe, die Tochter meines Schwagers Robert, Marquess of Solway. Sie ist mein Mündel geworden, als er plötzlich verstarb. Vier Jahre müsste das jetzt schon her sein.“ Der Earl zog die Brauen zusammen, als ob er angestrengt nachdachte. „Finna, Fenna, oder wie sie noch heißt. Sie ist Schottin, und die Schotten sind ja bekanntlich hitzköpfig und unkultiviert. Deine Mutter hat sie sicher bereits in ihre Schranken gewiesen, es wird dir also wahrscheinlich keine weiteren Probleme machen, auf sie achtzugeben. Du wirst dich benehmen und dich in der Öffentlichkeit zusammenreißen. Keine Trinkgelage und auch keine sonstigen Ausschweifungen in dieser Zeit. Hast du mich verstanden?“
Innerlich kopfschüttelnd über all das, was sein Vater ihm da eröffnete, starrte Anthony noch immer vor sich hin und bemühte sich weiterhin, den gleichgültigen Gesichtsausdruck beizubehalten, den er in den vergangenen Jahren perfektioniert hatte. Dieses schottische Mädchen, das Mündel seines Vaters, sollte nun Gregorys Frau werden? Wenn sie es tatsächlich seit vier Jahren unter der Fuchtel der Countess aushielt, konnte es sich nur um das langweiligste Geschöpf der Erde handeln. Sie würde sicher nicht die Richtige sein, um seinen Bruder aus seiner selbst auferlegten Isolation zu holen.
„Ich werde morgen früh nach Enfield abreisen und sie persönlich von unserem Landsitz nach London holen“, redete der Earl einfach weiter, ohne abzuwarten, ob Anthony dazu etwas sagen wollte. „Du wirst ein Auge auf das Mädchen haben und jeden fernhalten, der ihr zu nahe kommt. Greg wird sie dann am Ende der Saison heiraten.“ Der Earl hielt inne und wartete. „Ant, sieh mich an, wenn ich mit dir rede. Benimm dich nicht wieder wie ein verstockter Junge.“
Anthony hob den Blick und sein Magen zog sich zusammen. Mit abfälliger Miene fixierte der Earl ihn und er konnte die Verachtung körperlich spüren.
„Was du nach der Saison tust, ist mir völlig gleich, aber dieses eine Mal wirst du Verantwortung übernehmen und die Familie nicht blamieren. Ist das klar?“
Der altbekannte scharfe Ton war wieder da. Wie im Reflex nickte Anthony. Es war ihm gleich, sagte er sich immer wieder. Völlig gleich. Er hatte ohnehin keine eigenen Heiratspläne mehr, dann konnte er auch eine Weile eine öde schottische Landpflanze herumschleppen. Sein eigenes Herz würde dabei zumindest nicht auf dem Spiel stehen, denn Schlimmeres als den Verrat, den er bereits erlitten hatte, würde ihm niemand mehr antun können. Er ballte die Fäuste. Nie mehr würde er zulassen, dass sein Herz für einen anderen Menschen schlug, nie mehr würde er es jemandem zu Füßen legen, nur damit diejenige es zerfetzen und darauf herumtrampeln konnte.
Wortlos erhob er sich, als sein Vater sich wieder dem Essen zuwandte. Es war alles gesagt.

* * *

Fiona zuckte zusammen, als eine Bewegung hinter der hohen Hecke sie aus ihrem Tagtraum schreckte. Sie hatte sehnsüchtig aus dem Fenster in die Ferne geschaut und bemerkte erst jetzt, dass unten auf dem Weg etwas vor sich ging. Sie lehnte sich vor und spähte genauer durch das schmale Fenster, um zu erkennen, was dort draußen geschah.
Eine Kutsche fuhr den breiten Kiesweg entlang. Der Weg führte nur zum Herrenhaus und in die dahinter liegenden Felder, daher konnte das nur bedeuten, dass ein Besucher auf dem Weg hierher war und hoffentlich ein bisschen Abwechslung von dem trüben Alltag in diesem Haus brachte.
Aufgeregt sprang sie auf, das Nähzeug rutschte von ihrem Schoß zu Boden und sie sah schuldbewusst auf die Unordnung hinab. Sie hasste Nadelarbeiten mit Inbrunst, aber die Countess of Stourton wollte davon nichts hören, und so musste sie sich jeden Tag mindestens eine Stunde lang damit herumquälen. Meist starrte sie in dieser Stunde gelangweilt aus dem Fenster und kam so mit der Arbeit natürlich nicht voran. Das brachte dann wiederum Schelte von der Countess ein und sie konnte froh sein, wenn es nur bei Worten blieb.
Nichtsnutziges Kind schien ihr neuer Name zu sein, obwohl sie schon kein Kind mehr gewesen war, als sie vor vier Jahren hier hergekommen war.
Davor hatte sie mit ihrem Vater in der großen Burg der Familie gelebt und da ihr geliebter Athair oft unterwegs gewesen war, hatte sie für eine junge Lady viele Freiheiten gehabt. Sie war der Schreck der Bauern in der Nachbarschaft gewesen, wenn sie mit ihrem weißen Pony unvermittelt hinter den Hecken auftauchte und in halsbrecherischem Tempo über die Gräben setzte. Wenn man sie nicht auf dem Pferderücken fand, dann in der Bibliothek. Reiseberichte, klassische Dramen oder die Romane von Samuel Richardson hatte sie gewälzt. Sie verschlang einfach alles, was sie fand, und nicht einmal die trockenen Werke über Tierhaltung oder neue Methoden der Bodenbearbeitung waren vor ihr sicher.
Sie erinnerte sich noch genau an den Aufbruch nach London, an die Vorfreude auf ihre erste Ballsaison und all die Gentlemen, denen sie begegnen würde. Der plötzliche Tod ihres Vaters hatte all dem Glanz schon nach zwei Wochen ein abruptes Ende gesetzt. Danach war sie in dieser Einöde gelandet.
Seit sie hier war, durfte sie nichts mehr von alledem tun, was sie früher geliebt hatte. Weder Reiten noch Lesen zählten in den Augen der Countess zu den angemessenen Beschäftigungen einer jungen Dame. So hatte sie nur noch das zu tun, was der Countess passend erschien. Sticken, singen, den Tee zubereiten und bei gutem Wetter im Garten spazieren gehen. Das altmodische Spinett in der Bibliothek durfte sie immerhin spielen, aber sobald die Musik verklang, erschien die Countess of Stourton mit der Präzision einer Kirchenuhr und hielt sie so davon ab, sich mit den Büchern zu beschäftigen.
Die Räder knirschten im Kies, als der Wagen draußen zum Stehen kam, und Fionas Herz hüpfte vor lauter Vorfreude. Eine Kutsche, das verhieß irgendwelchen herrschaftlichen Besuch und der war wirklich selten in Stourton Manor. So brachte die Kutsche hoffentlich ein bisschen Abwechslung von dem trüben Alltag in diesem Haus. Es gab hier nur die Countess, sie selbst und ein paar stille, verhuschte Angestellte. Und natürlich den Geist von Adele.
Fiona wäre zu gern in Windeseile zur Haustür gerannt, um den Besucher zu begrüßen. Natürlich tat eine wohlerzogene Dame so etwas nicht, daher seufzte sie nur sehnsüchtig und bückte sich, um die durcheinandergeratene Stickarbeit aufzuheben. Sie musste sich hinhocken, um den Boden zu erreichen, weil sie mit der übermäßig engen Schnürbrust schon ohne sich zu bücken kaum atmen konnte. Es war verrückt, aber selbst an ganz normalen Tagen ohne gesellschaftliche Anlässe bestand die Countess darauf, dass das Ding so eng wie nur irgend möglich zusammengezogen wurde.
Gerade als sie alles weggeräumt hatte, klopfte es leise und ihre Zofe Rose huschte herein. Sie knickste schnell und brachte atemlos hervor: „Mylady, Sie möchten bitte nach unten in den Morgensalon kommen.“
Fiona schnappte nach Luft und spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. Der Besuch wollte sie sehen. „Sag schon, wer ist es?“
Rose schien wie versteinert zu sein und hielt den Blick auf das polierte Parkett gesenkt.
„Der Herr, ähm, ich meine der Lord, der Earl of Stourton“, stammelte sie kaum hörbar.
Fiona griff nach der Lehne des Sofas. Plötzlich war ihr gar nicht gut. Ihr Vormund war gekommen, das konnte nichts Angenehmes bedeuten. Sie hatte den strengen, düsteren Onkel nur kurz kennengelernt, gleich nach dem Tod ihres Vaters, als er sie direkt von Vaters Grab zu einem Notar gezerrt hatte. Nur Tante Lindsey, die Schwester ihres verstorbenen Vaters, war ebenfalls mitgekommen und hatte auf der Fahrt ihre Hand gehalten. Sie war überhaupt die Einzige gewesen, die daran gedacht hatte, Fiona zu trösten. Die Trauer um den geliebten Bruder hatte sie mit Fiona fühlen lassen und sie bewegt, sich um das jetzt verwaiste Kind zu kümmern. Natürlich war Fiona mit siebzehn kein Kind mehr gewesen, aber einen Vormund brauchte sie so oder so. Im Büro des Notars war viel und laut geredet worden und dieser Earl hatte sich schrecklich mit Tante Lindsey gestritten. Dann hatte die Tante angefangen zu weinen, der Earl hatte Fiona die Treppe hinuntergezerrt und in eine Kutsche gestopft. Sie waren, ohne ihre Sachen zu packen oder irgendeine Erklärung, hierher zu seinem Landhaus gefahren, wo er sie bei der Countess abgeladen hatte und auf Nimmerwiedersehen verschwunden war.
Bis jetzt.
„Mylady, der Earl, er ist ganz abgespannt …“, flüsterte Rose.
„Angespannt“, korrigierte Fiona aus Gewohnheit und nickte hastig. Es war sicher keine gute Idee, den finsteren Mann warten zu lassen.
Sie lief hastig die Treppe hinab und unten angekommen schnappte sie schon nach Luft. Diese verflixte Schnürerei. Einen Augenblick blieb sie stehen, um wieder zu Atem zu kommen, dann fasste sie entschlossen die Klinke und öffnete die Tür zum Salon. Ihr erster Blick fiel auf die Countess, die mit verkniffenen Lippen und ineinander verwobenen Fingern mitten im Raum stand, die blassblonden Haare zu einem strengen Knoten gefasst, straff und aufrecht wie eine Pappel. Neben dem Schachtisch stand ihr Vormund. Er war in einen reichbestickten flaschengrünen Gehrock und ebenso grüne Kniehosen gekleidet. Die Spitzenvolants an seinen Ärmeln und vorn auf dem Hemd erschienen Fiona lächerlich üppig, aber wahrscheinlich entsprachen sie der neuesten Mode. Die Weste spannte sich stramm über seinen Bauch und auch sonst schien er Fiona seit dem ersten Treffen an Rundlichkeit zugelegt zu haben. Das strenge Auftreten und der finstere Gesichtsausdruck, den er zur Schau trug, hatten sich allerdings nicht geändert.
Die Stimmung war eisig und Fiona ahnte, dass die beiden gestritten hatten.
Als die Countess Fionas Eintreten bemerkte, schoss sie einen warnenden Blick zu ihr hinüber und winkte zugleich hektisch mit einer Hand, dass sie vortreten solle. Mit einem gehorsamen Nicken trat Fiona einige Schritte in den Raum.
„Na, da ist das Kind ja endlich.“ Der Earl wandte sich ihr zu und ließ den Blick prüfend an ihr hinabgleiten. Seine schweigende Musterung schien unendlich anzudauern und Fiona spürte, dass sie wieder einmal rot anlief. Sie fühlte sich unzureichend, schmutzig und hatte das dringende Bedürfnis, sich hinter dem großen Ohrensessel zu ihrer Linken zu verstecken. Ihr Kleid, dessen verwaschenes Rosa ohnehin überhaupt nicht zu ihren roten Haaren passte, war einfach, sie trug nur einen einzigen Petticoat darunter, nicht einmal einen Reifrock.
Ihre sämtlichen Kleider, die der Earl ihr damals nachgeschickt hatte, waren trotz der strammen Schnürung darunter inzwischen viel zu eng und passten vorn und hinten nicht mehr. Was musste er angesichts dieser ärmlichen Aufmachung von ihr denken?
Endlich löste der Earl seinen Blick von ihrer Gestalt und wandte sich an seine Frau. „Sieht ein wenig zu schlicht aus, das Mädchen. Zu blass, zu dünn und sie hält sich nicht gerade. Besonders hübsch war sie ja noch nie, aber das hier …“ Er trat zu Fiona und zupfte an ihrem Ärmel. Seine Mundwinkel zogen sich missbilligend nach unten. „Sie wird eine ganz neue Garderobe brauchen. Hoffentlich wird sie mit einer ordentlichen Frisur und netten Kleidern annehmbarer aussehen als jetzt. Ich setze außerdem voraus, Sie haben ihr die nötigen Manieren beigebracht. Nicht auszudenken, sie würde uns blamieren.“
Die Countess reckte das Kinn vor und sah mit schmalen Augen zum Earl hinüber. „Mylord, ich habe mein Bestes getan. Sie ist allerdings sehr schwierig und störrisch.“
Mit Schrecken bemerkte Fiona den steifen Umgangston der beiden. Stand es denn in England nicht einmal Ehegatten zu, sich vertraulich anzusprechen?
Die Countess drehte sich zu Fiona herum und durchbohrte sie mit ihren Blicken. „Sie ist überaus eigensinnig, gibt Widerworte, benimmt sich wie eine Bauernmagd und …“
„Na, na, so schlimm wird sie ja wohl nicht sein“, unterbrach der Earl ihre Tirade. „Zumindest hoffe ich das sehr. Wir werden morgen abreisen, das Kind und ich. Ihre Zeit, eine standesgemäße Lady aus ihr zu machen, ist jetzt abgelaufen.“
Die Countess schnappte nach Luft. „Aber Mylord, Sie können sie doch nicht mitnehmen, meine Adele. Ich kann sie doch nicht noch einmal verlieren.“ Dann schlug sie die Hand vor den Mund, starrte Fiona mit aufgerissenen Augen an und ihre Schultern begannen zu beben.
Da war sie wieder. Adele. Der Geist.
Fiona durchfuhr ein Schauer, denn der Name war lange nicht laut ausgesprochen worden. Im ersten Jahr hatte sie sich ständig anhören müssen, wie unmöglich sie sei und wie engelsgleich Adele gewesen wäre. Nicht einmal die Angestellten hatten ihr erklären wollen, was genau mit Adele geschehen war, nur dass sie das jüngste Kind und die einzige Tochter von Earl und Countess of Stourton gewesen und kurz vor Fionas Ankunft verstorben sei.
„Ich werde mitkommen“, stellte die Countess mit ungewohnt zittriger Stimme fest. Dann gab sie einige erstickte Geräusche von sich, die nach unterdrücktem Schluchzen klangen. „Jawohl, ich werde mitkommen.“
Jetzt tat sie Fiona leid, auch wenn ihre Gefühle für die übermäßig strenge Hausherrin sonst ganz anderer Art waren. Sie hatte sich nicht vorgestellt, dass die Countess so sehr an ihr hängen würde, dass sie deswegen sogar weinte.
Aber nein, es war ja nicht sie selbst, korrigierte Fiona sich schnell. Adele war es, wegen der die Countess weinte, nicht der ungezogene schottische Nichtsnutz.
„Gut, Sie dürfen uns begleiten“, beschied der Earl gnädig, woraufhin die Countess erleichtert aufseufzte und mit einem Spitzentaschentuch die Tränen abtupfte. „Dann beeilen Sie sich aber mit dem Packen, wir brechen in aller Frühe auf.“ Damit wandte er sich um, verließ den Salon und ließ seine Frau und Fiona einfach stehen.
„Steh nicht rum, unmögliches Ding. Sieh zu, dass du packst. Viel brauchst du nicht mitnehmen, denn du sollst ja neu eingekleidet werden. Tzz, zu schlicht. Was denkt er denn? Hätte ich dich wie eine Kokotte anziehen sollen?“ Sie sah noch einmal an Fiona herab und schüttelte wieder energisch den Kopf. „Es sieht wirklich aus, als wären deine Kleider zu eng geworden, aber das liegt nur daran, dass du dich nicht ordentlich schnürst. Außerdem isst du immer viel zu viel.“
Die Countess wandte sich ab, eilte in die Halle und fuhr auf dem Weg nach oben fort, sich über die Bemerkungen des Earls aufzuregen.
Fiona blieb wie angewurzelt stehen. Sie konnte sich in ihrer engen Schnürbrust kaum normal bewegen, geschweige denn zu viel essen. Tatsächlich hatte sie an Gewicht verloren, seit sie hier war, denn eine normale Mahlzeit zu sich zu nehmen, war ihr kaum möglich. Trotz allem war sie nicht mehr das siebzehnjährige Mädchen, das hier angekommen war, sondern hatte weibliche Formen entwickelt. Diese mussten natürlich zusammengeschnürt werden, wenn sie wie eine fünfzehnjährige Adele aussehen sollte.
Sie rang nach Luft und spürte, wie ihr wieder schwindelig wurde. Sie war kein Kind mehr und wollte auch nicht wie eins behandelt werden. Sie hatten schon wieder irgendetwas über sie beschlossen, ohne eine Erklärung für nötig zu halten. Morgen würden sie gemeinsam irgendwohin abreisen und es hatte geklungen, als würde sie selbst nicht hierher zurückkehren. Fiona begann leicht zu zittern.
Natürlich hatte sie immer von diesem langweiligen Ende der Welt und vor allem von der herrischen Countess of Stourton weggewollt. Sie wollte kein Abbild von Adele mehr sein, still, gefügig und fade. Aber was hatten sie nun mit ihr vor? Warum redete niemand mit ihr darüber? War es so furchtbar, dass sie es ihr nicht sagen konnten? Fieberhaft drehte und wendete sie die Worte des Earls. Auch wenn er es nicht ausgesprochen hatte, alles, was er gesagt hatte, ließ nur einen Schluss zu: Er wollte sie verheiraten. Fiona hielt die Luft an. Angst und Vorfreude mischten sich zu glühender Aufregung. Sie würde eine zweite Saison in London bekommen!
Auch wenn sie mit einundzwanzig nicht mehr die Allerjüngste war, könnte es ihr gelingen, einen respektablen Gentleman für sich zu interessieren. Aber was, wenn sie niemanden fand, den sie mochte? Was, wenn niemand sich für sie interessieren würde und sie wie ein Mauerblümchen am Rand stehen musste?
Sie durfte in London auf keinen Fall mehr Adele sein, sie musste sich von diesem Geist befreien.
Oh Himmel, sie musste packen, und zwar schnell.

* * *

Die Kutsche ratterte über die Straße und harte Regentropfen prasselten auf das Verdeck, sodass es im Inneren nicht nur eiskalt, sondern auch furchtbar laut war.
„Ant scheint nun völlig der Trunksucht verfallen zu sein“, begann der Earl endlich ein Gespräch, während er weiter unverwandt aus dem Fenster starrte. „Jede Nacht treibt er sich in Bars und Bordellen herum. Ach was, nicht nur in der Nacht. Er kommt überhaupt nur zum Schlafen nach Hause, und das erst in den frühen Morgenstunden.“
„Hm hm“ war alles, was die Countess dazu hervorbrachte und Fiona befürchtete schon, dass die Unterhaltung damit bereits wieder beendet wäre. „So war er immer schon. Eine Enttäuschung“, schob sie dann aber noch nach, worauf der Earl sich zu ihr herumdrehte.
„Aber früher hat er sich trotz seines Makels mit seinen Freunden in der Gesellschaft bewegt. Er ging auf Bälle, in die Oper, zu Hausgesellschaften. Natürlich hat er auch schon immer seinen Boxclub und die einschlägigen Häuser der Damen besucht. Aber diese Mengen Alkohol, nein. Tja, vielleicht ändert sich das ja jetzt. Ich habe ihn eindringlich ermahnt, dass er sich um das Mädchen kümmern muss, bis sein Bruder auftaucht.“
Ant war sicher eine Abkürzung von Anthony. Fiona konnte also annehmen, dass sie über den zweitgeborenen Zwilling sprachen. Was für einen Makel er haben sollte, war ihr nicht ganz klar, und sie stellte ihre Vermutungen an. Fehlte ihm eine Hand oder vielleicht sogar ein ganzer Arm? War er hässlich oder einäugig? Hinkte er?

Kapitel zwei

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